08.05.2012 – Nach zwei Jahren Schließung wird der offene Immobilienfonds SEB Immoinvest nicht wieder geöffnet. Am 7. Mai wollten bis 13 Uhr derart viele Anleger ihre Anteile zurückgeben, dass die Liquidität des Fonds dazu nicht ausgereicht hätte, wie die SEB mitteilte. Ein Interessenausgleich zwischen bleibe- und verkaufswilligen Anlegern habe nicht erreicht werden können. Daher werde nun keine Verkaufsorder ausgeführt. Stattdessen soll der Fonds abgewickelt werden.

Obwohl die SEB durch Immobilienverkäufe die Barmittel des insgesamt rund sechs Milliarden Euro schweren Immoinvest zuletzt auf rund 30 Prozent steigerte, überstiegen die Verkaufswünsche diese Quote. Bei einigen Anlegern sei der Anlagehorizont in den vergangenen zwei Jahren ausgelaufen, andere seien zu stark verunsichert gewesen, heißt es.

„Mit Blick auf die Gleichbehandlung aller Anleger und in Abstimmung mit der BaFin wird der Fonds bis zum 30. April 2017 aufgelöst“, heißt es in einer Mitteilung der SEB Asset Management. Die Fondsgesellschaft soll bis dahin alle Immobilien verkaufen und den Erlös an die Anleger ausbezahlen. Eine erste Tranche von voraussichtlich 20 Prozent des Fondsvermögens sei für Juni geplant. Danach strebt die SEB je nach Verkauf halbjährliche Tranchen an.

Der SEB Immoinvest ist momentan in 132 Immobilien in 18 Ländern und 64 Städten investiert. An der Börse wird er bereits seit Monaten mit deutlichen Abschlägen auf den offiziellen Rücknahmekurs gehandelt. Nach der Bekanntgabe der endgültigen Auflösung rauschten die Kurse an der Hamburger Börse weiter nach unten, auf bis zu 65 Prozent des offiziellen Anteilswertes.

Reinhard Kutscher, Leiter der Immobilienfonds der Union Investment, kommentierte gegenüber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die Auflösung auch dieses offenen Immobilienfonds sei der „Schlusspunkt einer Entwicklung, die das Produkt bei vielen Kleinanlegern und der Öffentlichkeit in Misskredit gebracht hat“. Jetzt wolle die Branche die Qualität der Fonds wieder herausstreichen.“

Offene Immobilienfonds haben weiter ihre Berechtigung“
„Anteile an offenen Immobilienfonds haben in den vergangenen Jahren immer gut verzinst“, brach Albrecht Schirmacher, Geschäftsführer und Herausgeber von „Der Platow Brief“, in einem Gespräch mit dem BANKMAGAZIN eine Lanze für diese gescholtene Anlageform. „Sie haben weiter ihre Berechtigung, sind beispielsweise im Vergleich zu einer direkten Immobilien-Beteiligung immer noch leicht loszuwerden.“

Die Fondsgesellschaft Kanam hatte Ende Februar die Auflösung ihres offenen Immobilienfonds Kanam Grundinvest mitgeteilt – gut zwei Monate vor dem offiziellen Ende der Entscheidungsfrist über dessen Wiedereröffnung. Kanam will das Vermögen, das in diesem Fonds lagert, so bald wie möglich den Anlegern ausbezahlen. Die Fondsgesellschaft habe die Entscheidung bereits im Februar getroffen, da eine verlässliche Prognose nicht möglich sei, wie viele Anteile die Anleger bei einer Wiederöffnung zurückgeben wollen, hieß es in einer Mitteilung. Im Kanam Grundinvest liegen noch rund vier Milliarden Euro.

Am 18. Mai entscheidet sich beim größten offenen Immobilienfonds CS Euroreal der Credit Suisse, der rund 6,1 Millionen Euro Anlagevermögen enthält, ob er wieder öffnet oder ebenfalls in die Abwicklung geht.

Autorin: Anja Kühner arbeitet als freie Journalistin in Düsseldorf, Bankmagazin

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