Eigentlich kann Paul Lerbinger nur gewinnen. Der neue Chef der HSH Nordbank übernahm im April ein sehr angeschlagenes Institut, das in der Vergangenheit neben schlechten Zahlen vor allem viele Negativschlagzeilen produziert und mit seinem Vorgänger Dirk Jens Nonnenmacher einen umstrittenen Mann an der Spitze installiert hatte, der zum Buhmann der Medien wurde.

Der ehemalige Investmentbanker Lerbinger, zuletzt Vizechef der Citigrup Deutschland, befand sich bereits in einer Art Vorruhestand, bevor er sein neues Amt bei der sich im Umbruch befindlichen Landesbank antrat. Nach nun 100 Tagen an der Spitze wurde es für den gebürtigen Allgäuer Zeit, vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.

Bei Amtsantritt fand Lerbinger ein Institut vor, dessen Mitarbeiter sich nach der langen Krise und der heftigen Medienschelte „kaum noch getraut haben, zu sagen, dass sie bei der HSH Nordbank tätig sind“. Hier sieht der neue Vorstandschef zunächst eine seiner Hauptaufgaben – die Belegschaft müsse wieder ihr Vertrauen und ihren Stolz zurück gewinnen, um erfolgreich arbeiten zu können.

Dazu gehöre auch, dass die Banker ihre Lehren aus der Finanzkrise ziehen: „Wir sind entweder Experten auf einem Thema oder dieses ist für uns als Geschäftsgebiet erledigt“, fordert Lerbinger. Man müsse wieder lernen, „nein“ zu sagen. Auch gebe es keine typischen Geschäftsmodelle für Landesbanken, entweder trage ein Modell oder eben nicht.

Doch unabhängig von den vielen nun anstehenden Detailfragen der Sanierung und einer immerhin um ein Drittel reduzierten Bilanzsumme vermittelt Lerbinger vor allem eine Botschaft: „Dramen und Tragödien sollen in Zukunft nicht mehr bei uns, sondern gegenüber unseres Hamburger Stammhauses gespielt werden – im Theater.“

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