Die Angst vor einer hohen Inflation ist in Deutschland aus historischen Gründen fest verwurzelt. Zu Beginn der 20er Jahre litten die Menschen unter einer so genannten Hyperinflation. Die Preise stiegen damals besonders stark und schnell an. Das Geld vieler vermögender Personen wurde rasch wertlos, dagegen wurden selbst hohe Schulden mikroskopisch klein, eine Währungsreform musste her.

Auch in den vergangenen Monaten warnten Ökonomen mehrfach vor einer höheren Inflation. Das viele Geld, das die Notenbanken in der Finanzkrise zur Stützung der Wirtschaft in Umlauf gebracht hatten, würde für deutlich steigende Preise sorgen, hieß es. Bisher ist dieser Effekt weitgehend ausgeblieben, die aktuelle Inflationsrate liegt bei mäßigen 1,0 Prozent – die düsteren Inflationsszenarien verlieren allmählich ihren Schrecken.

Schaut man ins Ausland, scheint sogar der gegenteilige Fall einzutreten. In einigen Ländern sinkt das Preisniveau für Waren und Dienstleistungen im Durchschnitt, Volkswirte sprechen in diesem Fall von einer Deflation. Besonders in Japan ist dieser Effekt momentan gut zu beobachten. Dort liegt die Deflationsrate derzeit bei 2,4 Prozent, die Wirtschaft wird dadurch geschwächt.

Dementsprechend liegt auch der Leitzins nur noch bei 0,1 Prozent. Für diesen Minimalsatz verleihen die japanischen Notenbanken viel Geld, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die deflationäre Abwärtsspirale zu stoppen. Denn schon in der 90er Jahren litt Japan unter einer langen und heftigen Deflation – rückblickend wird diese Phase auch als „verlorenen Dekade“ bezeichnet.

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