Die neue Bundesregierung wartet mit Überraschungen personeller Art auf. Karl-Theodor zu Guttenberg, bisher Wirtschaftsminister und gewiss ein Hoffnungsträger der schwarz-gelben Koalition, soll Verteidigungsminister werden, während der bisherige Innenminister Wolfgang Schäuble das Finanzressort übernimmt. Inhaltlich jedoch blieben die großen, wegweisenden Reformpläne bisher aus.

Das gilt jedoch nicht für den Gesundheitsbereich. Mit Philipp Rösler stürmt hier ein Nachwuchsmann an die Spitze des Ministeriums. Und plötzlich taucht ein Wort auf, das man schon in der Mottenkiste der Politikervorschläge wähnte: die Kopfpauschale. Nach einer Idee des ehemaligen Wirtschaftsweisen Bert Rürup soll demnach jeder Versicherte eine monatliche Pauschale an seine Krankenkasse entrichten – unabhängig von seiner Gehaltshöhe.

Zu ungerecht – hieß es vor vier Jahren, das Konzept verschwand. Nun ist es plötzlich und unerwartet wieder da. Für das Jahr 2011 wird die Einführung einer solchen Kopfpauschale in Aussicht gestellt, für viele Krankenversicherte bedeutet das eine Kostensteigerung. „Eine Ordnung mit mehr Beitragsautonomie und einkommensunabhängigen Arbeitnehmerbeiträgen“, heißt es dazu im Koalitionsvertrag. Immerhin: die Beiträge einkommensschwacher Arbeitnehmer sollen sozial ausgeglichen werden.

Wie dieser Ausgleich allerdings konkret aussehen soll, ist noch unklar. Womöglich könnte dies über Steuerentlastungen geschehen. Doch Kritiker sehen bereits den Krankenversicherungsschutz von Millionen Menschen gefährdet. Soweit wird es vielleicht nicht kommen, es bleibt aber genau zu beobachten, wie sich dieser zunächst sehr radikal anmutende Systemwechsel im Detail darstellen soll.

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